. |
. |
. |
. |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Zwei ältere Damen in bunten Gewändern und leuchtend blauen Kopftüchern. Sie treiben ihre mageren Kühe in einen spärlich bewachsenen Hang, kauern in den Felsen, beobachten uns dabei wie wir sie beobachten. In der Nacht ein Wagen mit Blaulicht. Er kommt von rechts, holpert langsam durch die Szenerie, die wir trotz Mondschein nur erahnen können und während wir noch werweissen „was, wie, wo?“ schlafen wir auch bereits wieder ein. Nie werden wir herausfinden „was, wie, wo“, nie wird der Blaulichtwagen wissen, dass wir ihn bei seiner nächtlichen Blaulichtfahrt beobachtet haben. Zwei Jungen auf einem Esel, am nächsten Morgen. Ein Mann von rechts, in weiten, leinenbeigen Hosen, schwer beladen mit zwei prall gefüllten Säcken, die ihm bleischwer über der Schulter hängen. Hirtenkinder, die ihre Tiere unbeholfen vom Fluss hinauf auf die Strasse zu treiben versuchen. Sie alle sind bloss ein Steinwurf von uns entfernt. Und doch trennen uns Welten. Badende Kinder zwischen den Felsen, Jungen und Mädchen, nackt und schamlos. Als Sie uns erblicken ergiesst sich ihr ohrenbetäubendes Kreischen über die Fluten hinweg. Die Fluten, die hier, so würde manch einer wohl sagen, gut und böse voneinander trennen. Hier eine staubige Strasse zwischen grünen Oasen. Dort, auf den andern Seite des milchiggrauen Panj eine ebensolche, auf der dieselben blau-silbrigen Mitsubishi Pajero zwischen denselben grünen Oasen verkehren. Und doch werden wir niemals einen Fuss in den Staub oder in die Oasen auf der anderen Seite des Flusses setzen. Hier ein Land – Tadschikistan –, dessen Schönheit Menschen aus aller Welt anzieht. Dort eines – Afghanistan – , nicht weniger anziehend, nicht weniger faszinierend, das die Welt auf Trab hält und, obwohl in aller Munde, für lange Zeit unerreichbar fern bleiben wird. |
|
![]() ![]() ![]() ![]() |
Wieder Kurven, hoch und runter, ein Tal ums andere, Stunden verstreichen. Grün hat wieder die Oberhand, die Chancen für Weiss sind gesunken. Elefantenrücken schichten sich vor- und hintereinander, stapeln sich über- und durcheinander. Lassen sich von der flachen Sonne umgarnen, wenden sich trotzig von ihr ab oder versteckten sich feige hinter grauen Wolkenfetzen. Herden kreuzen unseren Weg, oder wir den ihrigen. Schafe, Pferde, Kühe, ganz selten einige Yaks. Berittene Hirten, brau und ledrig wie der Imker, die nur zu gerne beweisen, dass man sie auch Cowboys nennen könnte. Hinter den Hirten leuchten weisse Punkte aus der bevorstehenden Nacht. Jurten, hoch oben in den Hängen oder – der Pragmatismus ist dem Bauern nicht fremd – gleich an der Strasse, denn: Wie kommt die Jurte auf den Berg und das Schaf auf den Markt? Natürlich mit dem LKW. Plötzlich ein Dorf. Ein langes, aber schmales. Der Fluss ist seine Lebensader und noch mehr vielleicht die staubige Strasse. Wir werweissen, was eine solch stattliche Siedlung in dieser Abgeschiedenheit zu suchen hat. Eine Hochzeit unten am Fluss, der Weg zum Dorf gespickt mit Jung und Alt. Jung und Alt bestückt mit roten und weissen Bändern. Bereit dem Hochzeitspaar in der weissen Limousine zuzujubeln, geringfügig verwirrt über die unplanmässige Durchfahrt eines schmutzigen Gefährts mit fremden Gesichtern. Strahlende Kinderaugen, manchmal, freuen sich über die Abwechslung im langweiligen Dorf. Euphorische Jungs, für die ein Auto umso mehr Auto ist, je quadratischer sein Anblick. Skeptische Blicke aber auch, die unser Winken manchmal zerstreuen kann. Nicht selten aber verpufft unsere Geste unverbraucht im Gestrüpp entlang der Strasse. Wir schlagen das Nachtlager im hohen Gras auf, etwas abseits der Strasse. Die Nacht bricht herein, der Himmel leuchtet, der Gaskocher zischt. Eine Kuh verbringt den Abend damit uns kauend aus sicherer Distanz zu beobachten. Ob sie neugierig ist oder sich einfach nicht an uns vorbei getraut? Wir wissen es nicht, ziehen unsere improvisierte Wohnküche etwas aus ihrem Heimweg, versuchen die Masche mit dem Winken, ergebnislos. Während dem Essen schauen wir ihr kauend beim kauenden Zuschauen zu. Wie gute Freunde, die auch ohne Peinlichkeit wortlos an einem Tisch sitzen können. Aus der Ferne Hirtenrufe, Donnergrollen, erstickende Esel. Wir legen uns schlafen, während die Kuh gemächlich an uns vorbeizieht, immer noch kauend, ohne uns auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. |
|
![]() |
|
|
![]() |
Als er uns nach Geld fragt, sind wir, Schande über uns, unschlüssig ob er sich versichern will, dass wir unser Essen bezahlen können oder ob er uns anbettelt. Erst etwas später, als wir seine Worte – russische natürlich – noch einmal rekapitulieren fällt bei uns der Groschen. Während wir das Privileg haben, die Welt zu bereisen, unser Geld hinauszutragen, uns von ihm hinaustragen zu lassen gibt er sich, wohl gebunden ans sein Café an der Strasse, der Faszination des Fremden im Kleinen hin. Holt sich die Welt ins Haus und ordnet sie in handlicher Form – Rubel, Dollar, Tenge, Som und neuerdings auch Franken und Kronen – behutsam ein in sein Sammelalbum. |
|
![]() |
|
|
![]() |
|
|
![]() |
|
|
![]() |
|
|
|
|